26. September 2025
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Markenbotschaft erstellen: So findest du die klare Stimme deiner Marke

Wenn ich mit Gründern spreche, höre ich oft denselben Satz: „Wir brauchen unbedingt mehr Reichweite. Mehr Ads, mehr PR, mehr Sichtbarkeit.“ Doch wenn ich dann die Website aufrufe oder das Pitchdeck durchsehe, finde ich häufig alles – nur keine klare Botschaft. Stattdessen sehe ich Schlagworte wie „innovativ“, „digital“, „einzigartig“. Worte, die so austauschbar sind, dass sie nichts mehr bedeuten.

Die Wahrheit ist: Sichtbarkeit ohne Klarheit bringt gar nichts. Du kannst Tausende Euro in Performance Marketing stecken, wenn deine Marke nicht auf den Punkt kommuniziert, wofür sie steht, wirst du nicht überzeugen. Eine klare Markenbotschaft entscheidet darüber, ob Menschen dir zuhören, ob sie dir glauben und ob sie bereit sind, dein Kunde zu werden.

Gerade Startups unterschätzen das Thema massiv. In den ersten Monaten geht es darum, schnell zu launchen, Investoren zu gewinnen und erste Umsätze zu machen. Branding wirkt da oft wie ein „Luxusthema“. Aber aus meiner Erfahrung – sowohl als Gründer als auch als Berater – ist das Gegenteil der Fall: Wenn du deine Markenbotschaft erstellst, bevor du skaliert, sparst du dir Monate voller Korrekturen und Missverständnisse.

Ein Investor sagte einmal zu mir: „Ein Startup ohne klare Botschaft ist wie ein Produkt ohne Verpackung. Niemand weiß, was drinsteckt.“ Genau darum geht es: Deine Botschaft ist die Verpackung, die Geschichte, der rote Faden, der alles zusammenhält.

In diesem Artikel zeige ich dir, wie du Schritt für Schritt eine Markenbotschaft erstellst, die Klarheit schafft, Vertrauen aufbaut und dich von Wettbewerbern unterscheidet. Ich gebe dir Methoden, Frameworks und Praxisbeispiele, die ich selbst mit Startups und Unternehmen umgesetzt habe – und die sich in der Realität bewährt haben.

Was ist eine Markenbotschaft?

Bevor wir tiefer einsteigen, lass uns klären, was eine Markenbotschaft überhaupt ist – und was nicht.

Definition

Eine Markenbotschaft ist die verdichtete Aussage, die erklärt, wofür deine Marke steht, welchen Nutzen sie bietet und warum sie relevant ist. Sie ist nicht nur ein Slogan oder Claim, sondern das Fundament deiner gesamten Kommunikation.

Ein Slogan ist oft werblich und knackig („Just Do It“).

Eine Value Proposition beschreibt den funktionalen Nutzen deines Produkts („Spare 30 % Zeit mit unserer Software“).

Eine Markenbotschaft ist umfassender: Sie verbindet Werte, Nutzen und Haltung zu einer klaren Aussage, die deine Zielgruppe versteht und mit dir verbindet.

Die psychologische Wirkung

Menschen treffen Entscheidungen nicht nur rational, sondern stark emotional. Eine Markenbotschaft wirkt deshalb wie ein Anker im Kopf: Sie macht deine Marke einprägsam, erzeugt Wiedererkennung und vermittelt Sicherheit.

Stell dir zwei Startups vor, die ähnliche Produkte anbieten. Das eine beschreibt sich als „Anbieter für digitale Lösungen“. Das andere kommuniziert: „Wir geben kleinen Unternehmen die Werkzeuge, um digital so stark zu sein wie Konzerne.“
Welche Marke würdest du dir merken?

Markenbotschaft = Versprechen + Erlebnis

Eine gute Markenbotschaft ist immer ein Versprechen, das im Kundenerlebnis eingelöst werden muss. Wenn deine Botschaft lautet: „Wir machen Finanzen einfach“, dann muss auch deine App, dein Support und deine Kommunikation dieses Versprechen halten. Sonst wird deine Botschaft schnell unglaubwürdig.

Warum es schwierig ist, eine Markenbotschaft zu erstellen

Viele Gründer tun sich schwer, ihre Botschaft zu formulieren. Typische Gründe sind:

  • Zu nah am Produkt: Gründer sehen jedes Feature, aber vergessen den Kundennutzen.
  • Angst vor Klarheit: Eine Botschaft bedeutet auch, andere Dinge wegzulassen. Das fühlt sich riskant an.
  • Unklare Zielgruppe: Ohne Fokus auf ein klares Segment bleibt die Botschaft schwammig.
  • Buzzword-Falle: Begriffe wie „innovativ“ oder „smart“ sind so abgenutzt, dass sie nichts aussagen.

Aus meiner Arbeit weiß ich: Den Kern zu finden braucht Mut. Es bedeutet, sich zu entscheiden – und Entscheidungen sind unbequem. Aber sie sind notwendig, wenn du nicht im Mittelmaß verschwinden willst.

Ein Beispiel aus meiner Arbeit

Vor einigen Jahren habe ich ein PropTech-Startup in Berlin beraten. Die Gründer hatten eine gute Plattform, aber ihre Botschaften waren generisch: „Digitale Lösungen für Immobilienunternehmen“. Das Problem: Genau das kommunizierten zehn andere Anbieter auch.

Wir haben in einem Workshop die Markenbotschaft geschärft. Heraus kam:
„Wir helfen Wohnungsunternehmen, Leerstand zu reduzieren und Prozesse schlank zu halten.“

Plötzlich war klar, worum es geht. Jeder Investor, jeder Kunde konnte in einem Satz verstehen, welchen Mehrwert die Marke liefert. Das Beste: Auch das Team hatte endlich eine klare Richtung.

Warum eine klare Markenbotschaft entscheidend ist

Viele Gründer unterschätzen die Bedeutung ihrer Markenbotschaft. Sie investieren in Produktentwicklung, Performance Marketing oder PR – aber ihre Kommunikation bleibt schwammig. Das Resultat: Kunden verstehen nicht, was die Marke eigentlich ausmacht. Investoren fragen nach, wofür das Startup steht. Mitarbeiter sind unsicher, wie sie über das Unternehmen sprechen sollen.

Eine klare Markenbotschaft ist nicht nur ein „nice to have“. Sie ist die Grundlage für jedes Wachstum. Sie wirkt nach innen wie nach außen.

1. Differenzierung im Wettbewerb

Startups bewegen sich fast immer in gesättigten Märkten. Egal ob SaaS, E-Commerce oder PropTech – die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es bereits etablierte Anbieter gibt. Ohne klare Botschaft wirst du austauschbar.

Eine präzise formulierte Markenbotschaft ist dein Differenzierungshebel. Sie zeigt, warum du anders bist, welchen Mehrwert du bietest und weshalb Kunden sich für dich entscheiden sollten.

Beispiel:
Zwei Fitness-Apps treten an. Die eine kommuniziert „Deine App für Workouts“. Die andere sagt: „Wir helfen Müttern nach der Schwangerschaft, wieder in ihre Kraft zu kommen – flexibel, alltagstauglich und mit Expertenbegleitung.“
Beide bieten Workouts, aber nur eine Botschaft spricht eine konkrete Zielgruppe direkt an.

2. Vertrauen schaffen

Vertrauen ist die härteste Währung im Startup-Marketing. Kunden, die zum ersten Mal von dir hören, müssen entscheiden, ob sie dir glauben. Investoren prüfen, ob sie dir Kapital geben. Mitarbeiter überlegen, ob sie ihre Karriere mit dir verbinden.

Eine starke Markenbotschaft signalisiert Sicherheit. Sie zeigt, dass du weißt, wer du bist und was du erreichen willst. Das schafft Glaubwürdigkeit – und Glaubwürdigkeit führt zu Vertrauen.

Studie: Laut Edelman Trust Barometer (2022) geben 81 % der Konsumenten an, dass sie Marken bevorzugen, deren Botschaften und Werte sie verstehen und teilen.

3. Klarheit nach innen

Oft vergessen: Markenbotschaften wirken nicht nur nach außen, sondern auch nach innen. Ein Team, das nicht weiß, wofür es arbeitet, verliert Energie. Unterschiedliche Abteilungen kommunizieren plötzlich unterschiedlich, Vertrieb und Marketing widersprechen sich – und das schwächt die Marke.

Eine klare Markenbotschaft wirkt wie ein Leitstern. Sie gibt Mitarbeitern Orientierung und sorgt dafür, dass alle dieselbe Sprache sprechen. Besonders in Wachstumsphasen ist das entscheidend, wenn Teams schnell größer werden.

Beispiel aus meiner Arbeit:
Ein SaaS-Startup, das ich begleitet habe, hatte ein starkes Entwicklerteam, aber keine konsistente Botschaft. Jeder Sales-Mitarbeiter pitchte die Software anders. Nachdem wir eine Markenbotschaft erstellt hatten, hatten alle einen einheitlichen Satz, der sofort klar machte, welchen Nutzen die Plattform bringt. Das führte zu mehr Sicherheit im Vertrieb – und zu besseren Abschlussquoten.

4. Effizienz im Marketing

Eine klare Botschaft spart dir Geld. Warum? Weil sie deine Kommunikation effizient macht. Du musst nicht jedes Mal neu überlegen, wie du dein Produkt beschreibst. Deine Website, deine Anzeigen, deine Social-Media-Posts – alles zahlt auf dieselbe Botschaft ein.

Das führt zu höheren Conversion Rates, weil deine Kunden immer wieder denselben klaren Kern hören. Sie müssen nicht raten, worum es bei dir geht.

Beispiel:
Ich habe mit einem PropTech-Startup gearbeitet, das vorher auf Google Ads 3 % Conversion Rate hatte. Nach Anpassung der Markenbotschaft und einer klaren Value Proposition stieg die Rate auf 5,6 %. Gleicher Traffic, gleiches Budget – aber eine deutlich klarere Botschaft.

5. Relevanz für Investoren

Gerade in Berlin habe ich mit vielen Gründern gesprochen, die auf Kapitalsuche sind. Investoren hören jeden Tag Pitches. Und was sie sofort merken: ob ein Gründer seine Marke in einem Satz auf den Punkt bringen kann oder nicht.

Eine klare Markenbotschaft zeigt Investoren, dass du deine Zielgruppe verstehst und ein echtes Problem löst. Sie ist ein Signal für Professionalität und Skalierbarkeit.

Beispiel:
Ein Gründer sagte mir nach einer Funding-Runde: „Am meisten hat mich überrascht, dass Investoren meine Markenbotschaft sofort wiederholen konnten. Das war der Moment, in dem ich wusste, sie haben es verstanden.“

Das Risiko einer schwachen Botschaft

Fehlt eine klare Markenbotschaft, entstehen typische Probleme:

  • Hohe Marketingkosten bei niedriger Conversion.
  • Unklare Wahrnehmung bei Kunden.
  • Verwirrung im Team, weil jeder etwas anderes kommuniziert.
  • Verpasste Chancen bei Investoren, die Klarheit erwarten.

Aus meiner Erfahrung ist eine schwache Botschaft oft der Grund, warum Startups nach der ersten Wachstumsphase ins Stocken geraten. Marketing bringt Leads, aber die Leads springen ab, weil die Marke nicht überzeugend wirkt.

Eine klare Markenbotschaft ist kein Zusatz, sondern ein Muss. Sie differenziert dich vom Wettbewerb, baut Vertrauen auf, bringt Klarheit ins Team und macht dein Marketing effizienter. Und sie ist ein entscheidender Faktor, ob Kunden bleiben – und ob Investoren an dich glauben.

Deshalb sollte die Frage „Wie erstelle ich meine Markenbotschaft?“ ganz oben auf deiner To-do-Liste stehen.

Frameworks & Methoden, um eine Markenbotschaft zu erstellen

Eine Markenbotschaft klingt simpel: ein Satz, der auf den Punkt bringt, wofür du stehst. Doch genau diesen Satz zu entwickeln, ist oft harte Arbeit. Viele Gründer sitzen vor einem leeren Whiteboard und wissen nicht, wo sie anfangen sollen.
Hier helfen Frameworks – erprobte Modelle, die Struktur in den Prozess bringen und sicherstellen, dass keine wichtigen Dimensionen übersehen werden.

Im Folgenden zeige ich dir die drei Frameworks, mit denen ich in Markenworkshops am liebsten arbeite:

  1. Golden Circle (Why – How – What) von Simon Sinek
  2. Brand Key Modell (klassisches Marken-Framework)
  3. Archetypen-Modell (Jung / Mark & Pearson)

1. Golden Circle: Warum dein „Why“ so wichtig ist

Der Golden Circle von Simon Sinek ist vermutlich das bekannteste Framework für Markenführung. Er basiert auf der einfachen Idee, dass erfolgreiche Marken nicht mit dem „Was“ beginnen, sondern mit dem „Warum“.

  • Why: Warum gibt es dein Unternehmen? Was ist der tiefere Sinn?
  • How: Wie setzt du dieses „Warum“ um? Welche Werte, Prinzipien und Prozesse nutzt du?
  • What: Was bietest du konkret an – Produkt, Service, Angebot?

Die Reihenfolge ist entscheidend. Viele Startups beginnen mit dem „What“ („Wir bieten Software zur Verwaltung von Immobilien“) – doch das bleibt austauschbar. Erst das „Why“ schafft Differenzierung.

Beispiel aus der Praxis

Ich habe mit einem HealthTech-Startup gearbeitet, das anfangs sagte:
„Wir bieten KI-gestützte Gesundheitsanalysen.“
Das ist ein klassisches „What“.

Nachdem wir den Golden Circle angewandt haben, formulierten wir das „Why“:
„Wir helfen Menschen, ihre Gesundheit selbstbestimmt zu verstehen und bessere Entscheidungen zu treffen.“

Plötzlich wurde die Botschaft emotional, relevant und viel stärker.

Praxis-Tipp:
Wenn du deine Markenbotschaft erstellen willst, beginne mit drei Spalten: Why, How, What. Schreibe Stichpunkte auf und formuliere daraus eine kurze Kernaussage.

2. Brand Key Modell: Struktur für alle Dimensionen

Das Brand Key Modell ist ein umfassenderes Framework, das in vielen Unternehmen verwendet wird. Es betrachtet die Marke aus acht Perspektiven und hilft, eine Botschaft zu entwickeln, die strategisch fundiert ist.

Die Elemente sind:

  1. Root Strength – Woher kommt deine Marke? Deine Herkunft, Gründungsgeschichte.
  2. Competitive Environment – Wer sind deine Wettbewerber, was machen sie?
  3. Target Audience – Wen sprichst du genau an?
  4. Consumer Insight – Was bewegt deine Zielgruppe wirklich?
  5. Benefits – Was bietest du? Funktionale und emotionale Vorteile.
  6. Values & Personality – Welche Werte prägen deine Marke? Welche Persönlichkeit hat sie?
  7. Reason to Believe – Welche Beweise untermauern deine Botschaft?
  8. Brand Essence – Die Essenz deiner Marke, verdichtet in einem Satz.

Mit dem Brand Key kannst du deine Markenbotschaft systematisch entwickeln, indem du alle Fragen beantwortest und am Ende die Essenz destillierst.

Beispiel

Ein Berliner SaaS-Startup, das ich begleitet habe, hat mit dem Brand Key gearbeitet. Am Anfang stand:

  • Zielgruppe: mittelständische Unternehmen mit komplexen Prozessen.
  • Insight: Viele nutzen noch Excel und fühlen sich überfordert.
  • Benefit: Unsere Software spart Zeit und reduziert Fehler.
  • Reason to Believe: über 500 Kunden, TÜV-zertifizierte Sicherheit.

Die Brand Essence wurde daraus:
„Wir geben Mittelständlern die Werkzeuge, um Prozesse einfach, sicher und effizient zu managen.“

Das war ihre Markenbotschaft – klar, glaubwürdig und differenzierend.

3. Archetypen-Modell: Die emotionale Verankerung

Menschen denken in Geschichten und Charakteren. Genau hier setzt das Archetypen-Modell an, das auf Carl Gustav Jung zurückgeht. Es beschreibt 12 Archetypen, die universelle Muster menschlicher Motivation widerspiegeln – vom Helden über den Rebell bis zum Weisen.

Für Marken bedeutet das: Wenn du einen Archetyp wählst, gibst du deiner Marke eine Persönlichkeit, die Kunden sofort intuitiv verstehen.

Die 12 Archetypen sind z. B.:

  • Held: mutig, leistungsorientiert (Nike, Adidas)
  • Weiser: wissend, beratend (Google, BBC)
  • Rebell: anders, provokativ (Harley-Davidson, Red Bull)
  • Fürsorglicher: unterstützend, empathisch (Johnson & Johnson, Nivea)
  • Entdecker: neugierig, freiheitsliebend (The North Face, Jeep)

Praxisnutzen

Wenn du deine Markenbotschaft erstellen willst, frag dich: Welche Rolle soll meine Marke im Leben meiner Kunden spielen?

  • Bin ich der Held, der sie stärker macht?
  • Der Rebell, der sie ermutigt, Regeln zu brechen?
  • Oder der Fürsorgliche, der ihnen Sicherheit gibt?

Beispiel

Ein EdTech-Startup, das ich beraten habe, wollte zunächst „professionell und seriös“ wirken. Wir haben gemeinsam herausgefunden, dass der Archetyp „Mentor/Weiser“ besser passte: Die Marke sollte wie ein erfahrener Lehrer wirken, der Orientierung gibt.
Die Botschaft wurde entsprechend angepasst:
„Wir begleiten dich mit Wissen und Klarheit auf deinem Weg in eine neue Karriere.“

Das war viel stimmiger und erzeugte sofort mehr Resonanz in der Zielgruppe.

So kombinierst du die Frameworks

Die drei Modelle lassen sich hervorragend kombinieren:

  • Mit dem Golden Circle findest du dein „Why“.
  • Mit dem Brand Key strukturierst du alle relevanten Dimensionen.
  • Mit den Archetypen gibst du deiner Botschaft eine emotionale Farbe.

Am Ende verdichtest du alles in ein bis zwei Sätze, die deine Markenbotschaft klar transportieren.

5-Schritte-Anleitung: So kannst du deine Markenbotschaft erstellen

Nachdem wir uns Frameworks wie Golden Circle, Brand Key und Archetypen angeschaut haben, geht es jetzt darum, praktisch zu werden. Viele Gründer fragen mich in Workshops: „Okay, aber wie genau komme ich von all diesen Infos zu einer klaren Botschaft?“

Meine Antwort: Am besten Schritt für Schritt. Ich nutze dafür ein einfaches 5-Schritte-Modell, das ich immer wieder erfolgreich in der Praxis anwende.

Schritt 1: Zielgruppe wirklich verstehen

Die Grundlage jeder Markenbotschaft ist ein tiefes Verständnis deiner Kunden. Wenn du nicht weißt, wen du ansprichst, kannst du keine relevante Botschaft formulieren.

Fragen, die du beantworten solltest:

  • Wer sind meine Kunden? (Alter, Beruf, Kontext)
  • Welche Probleme oder „Pain Points“ haben sie?
  • Was motiviert sie? Welche Wünsche und Träume treiben sie an?
  • Welche Sprache benutzen sie selbst, wenn sie ihr Problem beschreiben?

Praxis-Tipp: Lies dir Kundenbewertungen von Wettbewerbern durch. Dort findest du die echte Sprache deiner Zielgruppe. Diese Wörter solltest du in deine Botschaft einfließen lassen.

Beispiel

Ein FinTech-Startup formulierte zunächst: „Wir sind eine App für optimiertes Finanzmanagement.“ Klingt technisch und distanziert.
Nach einer Zielgruppenanalyse verstanden sie: Die Kunden wollten eigentlich nur „keine Angst mehr vor ihren Finanzen haben“.
Die neue Botschaft: „Wir helfen dir, deine Finanzen endlich im Griff zu haben – einfach, klar und stressfrei.“

Schritt 2: Markenwerte definieren

Deine Markenbotschaft lebt von Werten. Sie sind das Fundament, auf dem Vertrauen entsteht. Werte sind mehr als Buzzwords – sie geben deiner Marke eine Haltung.

  • Typische Markenwerte: Innovation, Nachhaltigkeit, Transparenz, Mut, Einfachheit, Fürsorge.
  • Wichtig: Wähle nicht 10 Werte, sondern 3–5, die wirklich passen und authentisch sind.

Praxis-Tipp: Frag dich: Wenn mein Startup eine Person wäre, wie würde man sie beschreiben? Freundlich? Mutig? Verlässlich? Genau daraus ergeben sich Markenwerte.

Beispiel

Ein PropTech-Startup, das ich beraten habe, entschied sich für die Werte „Einfachheit, Transparenz, Effizienz“.
Ihre Botschaft lautete am Ende:
„Wir machen Immobilienverwaltung so einfach und transparent wie Online-Banking.“

Schritt 3: Nutzen formulieren

Eine Markenbotschaft darf nicht nur beschreiben, was du bist, sondern muss klar machen, welchen Nutzen du bringst. Kunden interessiert nicht dein Produkt – sie wollen wissen, wie es ihr Leben besser macht.

Nutze die Formel:
Wir helfen [Zielgruppe], [Problem] zu lösen, indem wir [Nutzen] liefern.

  • Funktionaler Nutzen: Was kann dein Produkt? (z. B. Zeit sparen, Kosten senken)
  • Emotionaler Nutzen: Wie fühlen sich Kunden danach? (z. B. sicher, stolz, erleichtert)

Beispiel

Slack hätte sagen können: „Wir sind ein Kommunikationstool.“
Ihre Botschaft war aber: „Slack macht die Zusammenarbeit in Teams einfacher, angenehmer und produktiver.“
Das ist viel emotionaler und relevanter.

Schritt 4: Sprache & Tonalität entwickeln

Die stärkste Botschaft wirkt schwach, wenn sie falsch verpackt ist. Deshalb musst du festlegen, in welchem Ton du sprichst.

  • Locker & nahbar (z. B. für Lifestyle-Startups)
  • Professionell & seriös (z. B. für B2B SaaS im Enterprise-Bereich)
  • Inspirierend & visionär (z. B. für Tech-Innovationen)

Praxis-Tipp:
Schreibe deine Botschaft in drei Varianten – einmal locker, einmal seriös, einmal inspirierend. Lies sie deinem Team oder Testkunden vor und prüfe, was am besten ankommt.

Schritt 5: Konsistenz sicherstellen

Eine Markenbotschaft wirkt nur, wenn sie überall konsistent eingesetzt wird. Das bedeutet:

  • Sie muss auf deiner Website stehen – nicht versteckt, sondern prominent.
  • Dein Sales-Team muss sie im Pitch nutzen.
  • Deine Social-Media-Posts müssen sie widerspiegeln.
  • Auch Investoren sollten sie im Pitchdeck sofort sehen.

Hier machen viele Startups Fehler: Sie entwickeln eine schöne Botschaft im Workshop – und danach verschwindet sie in einer Präsentation. Die eigentliche Arbeit beginnt erst nach der Formulierung: die konsequente Integration in alle Kanäle.

Praxisübung: Deine Markenbotschaft in einem Satz

Wenn du die fünf Schritte durchgegangen bist, verdichte alles in einem Satz.

Vorlage:
„Wir helfen [Zielgruppe], [Problem] zu lösen, indem wir [Nutzen]. Dafür stehen wir für [Werte].“

Beispiel (PropTech):
„Wir helfen Wohnungsunternehmen, Leerstand zu reduzieren, indem wir Prozesse digital und einfach machen. Dafür stehen wir für Effizienz, Klarheit und Verlässlichkeit.“

Dieser Satz ist deine Markenbotschaft – und die Grundlage für Claim, Marketing und Sales.

Häufige Fragen in meinen Workshops

„Kann ich mehrere Markenbotschaften haben?“
Nein – du kannst unterschiedliche Zielgruppen individuell ansprechen, aber deine Kernbotschaft muss immer dieselbe bleiben.

„Wie oft sollte ich die Botschaft überprüfen?“
Mindestens einmal im Jahr. Märkte verändern sich, Startups entwickeln sich weiter. Aber dein Kern sollte stabil bleiben.

„Wie teste ich, ob meine Markenbotschaft funktioniert?“
Sehr einfach: Erkläre sie einem Außenstehenden in einem Satz. Wenn er nach 10 Sekunden versteht, worum es geht, bist du auf dem richtigen Weg.

Praxisbeispiele: Erfolgreiche Markenbotschaften in Startups

Theorie ist gut – aber Beispiele zeigen, wie eine starke Markenbotschaft in der Realität wirkt.

Beispiel 1: Dropbox – „Your stuff, anywhere“

Dropbox war nicht die erste Cloud-Lösung. Aber ihre Botschaft war genial einfach: „Deine Sachen, überall.“ Keine technischen Details, keine Buzzwords. Die Botschaft fokussierte sich auf den Kundennutzen – und wurde zum Treiber ihres massiven Wachstums.

Beispiel 2: N26 – „Banking by design“

Als N26 startete, war der Markt für Banken eigentlich gesättigt. Doch ihre Markenbotschaft positionierte sie sofort als Gegenentwurf zu den klassischen Banken: „Banking by design.“ Klare Sprache, klare Haltung – für eine Generation, die intuitives Design und Transparenz über Tradition stellt.

Beispiel 3: Tesla – „Accelerating the world’s transition to sustainable energy“

Tesla verkauft keine Autos. Tesla verkauft eine Mission. Ihre Botschaft lautet: „Die Welt beschleunigen, nachhaltige Energie zu nutzen.“ Sie spricht nicht nur Kunden, sondern auch Investoren und Mitarbeiter an.

Beispiel 4: Mein Praxisbeispiel – HealthTech-Startup

Ein HealthTech-Startup, das ich begleitet habe, kommunizierte anfangs: „Wir bieten KI-gestützte Gesundheitsanalysen.“ Das klang technisch und austauschbar. Nach einem Markenworkshop haben wir die Botschaft neu formuliert:
„Wir helfen Menschen, ihre Gesundheit selbstbestimmt zu verstehen und bessere Entscheidungen zu treffen.“
Das Ergebnis: mehr Klarheit, höhere Conversion Rates auf Landingpages und deutlich besseres Feedback von Investoren.

Häufige Fehler beim Markenbotschaft erstellen

  • Zu generisch bleiben
    Botschaften wie „innovativ“ oder „digital“ sind austauschbar. Jeder behauptet das.
  • Feature-Fokus statt Nutzen-Fokus
    Kunden interessiert nicht, was dein Produkt kann, sondern was es für sie verändert.
  • Inkonsistenz
    Eine Botschaft, die im Marketing anders klingt als im Sales-Pitch, verwirrt Kunden.
  • Zu komplexe Sprache
    Wenn deine Zielgruppe deine Botschaft nicht in 10 Sekunden versteht, ist sie zu kompliziert.
  • Keine Überprüfung mit Kunden
    Gründer formulieren oft intern, ohne die Botschaft mit echten Kunden zu testen.

Tipps für die Umsetzung im Alltag

Eine Markenbotschaft ist nur wertvoll, wenn sie gelebt und kommuniziert wird. So stellst du sicher, dass sie Wirkung entfaltet:

  • Website: Die Botschaft gehört in die Headline des Hero-Bereichs.
  • Social Media: Jede Story, jeder Post sollte sie widerspiegeln.
  • Sales: Dein Vertriebsteam muss sie in einem Satz wiedergeben können.
  • Recruiting: Kandidaten sollen sofort verstehen, wofür dein Startup steht.
  • Produkt: Das Erlebnis muss die Botschaft einlösen – sonst verlierst du Glaubwürdigkeit.

Praxis-Tipp: Erstelle ein Brand Messaging Framework: eine zentrale Übersicht mit Botschaft, Claim, Elevator Pitch, Tonalität und Beispielsätzen. So stellst du Konsistenz sicher.

Markenbotschaft als Fundament für Wachstum

Eine klare Markenbotschaft ist mehr als ein Satz – sie ist das Fundament deiner Marke. Sie sorgt für Differenzierung, Vertrauen, Klarheit im Team und Effizienz im Marketing. Startups, die frühzeitig ihre Markenbotschaft erstellen, sparen Kosten, vermeiden Missverständnisse und schaffen die Grundlage für nachhaltiges Wachstum.

Wenn du deine Markenbotschaft entwickeln willst, helfe ich dir gerne dabei – mit 15 Jahren Erfahrung in Startups und Markenführung.

Noch Fragen? Oder brauchst du Sparring?

Ich habe in den letzten 15 Jahren zahlreiche Gründer bei der Entwicklung und Umsetzung ihrer Branding- und Marketingstrategie begleitet – von der Seed-Phase bis zum Exit. Wenn du dir Unterstützung wünschst – als Sparringspartner, Coach oder operativer Mitdenker – dann melde dich gern.